Symbioselenkung mit Effektiven Mikroorganismen bei parasitärer Besiedlung
Claudia-Patricia Stepczynski
Einleitung
Die intestinale Mikroökologie ist ein fein abgestimmtes Ökosystem aus Bakterien, Pilzen, Archaeen und anderen Mikroorganismen. Bei einem gesunden Menschen besteht eine dynamische Balance zwischen nützlichen und potenziell pathogenen Keimen – eine sogenannte Eubiose. Kommt es jedoch zu einer Dysbiose, etwa durch Stress, Medikamente, einseitige Ernährung oder parasitäre Besiedlung, gerät dieses Gleichgewicht ins Wanken. Insbesondere eine parasitäre Belastung – ob durch Protozoen wie Giardia intestinalis oder durch Helminthen wie Blastocystis spp. oder Dientamoeba fragilis – kann tiefgreifende Störungen im Darmmilieu verursachen.
In solchen Fällen gewinnt die gezielte Symbioselenkung mit Effektiven Mikroorganismen (EM) zunehmend an therapeutischer Relevanz.
Parasitäre Besiedlung: Auswirkungen auf das Mikrobiom
Parasitäre Mikroorganismen kolonisieren den Darm nicht isoliert – sie interagieren aktiv mit dem bestehenden Mikrobiom und können:
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Entzündungsprozesse verstärken
Parasiten reizen das mukosale Immunsystem und führen zu einer verstärkten Ausschüttung proinflammatorischer Zytokine (z. B. TNF-α, IL-6).
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Das bakterielle Gleichgewicht stören
Viele Parasiten erzeugen ein Umfeld, das pathogene Keime wie Klebsiella spp. oder Clostridium diff. oder perfringens begünstigt und nützliche Mikroben wie Lactobacillus oder Bifidobacterium verdrängt.
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Barrierefunktionen beeinträchtigen
Durch Veränderungen der Tight Junctions kommt es zu einer erhöhten intestinalen Permeabilität (“Leaky Gut”), was systemische Immunreaktionen und Intoleranzen fördern kann.
Was ist Symbioselenkung?
Die Symbioselenkung ist eine mikrobiologisch-therapeutische Strategie zur Wiederherstellung eines gesunden Mikrobioms. Sie umfasst:
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Eliminationsphase (z. B. antiparasitär)
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Regenerationsphase (z. B. mit Präbiotika, probiotischen Kulturen)
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Stabilisierungsphase (Ernährungsumstellung, Symbiontenzufuhr)
Hierbei spielen Effektive Mikroorganismen eine bedeutende Rolle.
Effektive Mikroorganismen: Definition und Zusammensetzung
Effektive Mikroorganismen (EM) sind Mischkulturen aus:
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Photosynthetischen Bakterien
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Milchsäurebakterien (z. B. Lactobacillus casei)
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Hefen (z. B. Saccharomyces cerevisiae)
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Fermentaktive Pilzstämme
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Aktinobakterien
Diese Mikroorganismen sind nicht nur passiv probiotisch, sondern aktiv regenerativ, da sie bioaktive Metabolite wie Enzyme, organische Säuren, Vitamine, Aminosäuren und Antioxidantien produzieren.
Wirkmechanismen bei parasitärer Belastung
1. Konkurrenz um Nährstoffe und Andockstellen
Effektive Mikroorganismen besiedeln mukosale Oberflächen und treten dort in direkte Konkurrenz mit Parasiten. Durch die Besetzung von Rezeptoren und Nährstoffquellen erschweren sie es pathogenen Mikroben, sich anzusiedeln oder zu vermehren.
2. Regulation des Darm-pH-Werts
EM produzieren organische Säuren (Milch-, Essig-, Zitronensäure), die den pH-Wert im Darm senken. Dies schafft ein parasitenfeindliches Milieu, da viele pathogene Erreger ein alkalischeres Umfeld bevorzugen.
3. Stärkung der Immunbarriere
Bestimmte EM-Stämme fördern die Produktion von sekretorischem IgA, das Parasiten an der Schleimhaut bindet und ihre Invasion hemmt. Außerdem modulieren sie dendritische Zellen und T-Helferzellen, wodurch die mukosale Immunantwort spezifischer und effektiver wird.
4. Wiederaufbau der Mikrobiota-Vielfalt
EM wirken biodiversitätsfördernd, indem sie Nischen schaffen, die von regenerativen Keimen (z. B. Faecalibacterium prausnitzii) besiedelt werden können. Dies verhindert eine Rekolonisierung durch Parasiten oder andere pathogene Erreger.
5. Abbau von toxischen Metaboliten
Ein gestörtes Mikrobiom produziert vermehrt Ammoniak, Phenole und biogene Amine. EM können diese Stoffe enzymatisch abbauen und dadurch die metabolische Last des Körpers senken – insbesondere bei Leberbelastung durch parasitäre Toxine.
Studienlage und Evidenz
Zwar sind kontrollierte Studien zur EM-Therapie bei parasitärer Belastung noch begrenzt, doch existieren vielversprechende in-vitro- und in-vivo-Daten:
- Eine Studie aus dem Journal of Applied Microbiology (2020) zeigte, dass Milchsäurebakterien das Wachstum von Giardia lamblia signifikant hemmen können.
- Andere Untersuchungen weisen nach, dass Lactobacillus rhamnosus und Saccharomyces boulardii die intestinale Entzündung bei Protozoeninfektionen reduzieren.
- Erfahrungsberichte aus der ganzheitlichen Tiermedizin zeigen eine verbesserte Fellstruktur, Reduktion von Schleim im Kot und Rückgang von Analdrüsenentzündungen nach EM-Einsatz bei parasitärem Hintergrund.
Indikationen für eine Symbioselenkung mit EM bei parasitärer Belastung
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Chronische Erschöpfung und Mikronährstoffmangel
Parasiten verbrauchen Eisen, Zink, B-Vitamine – EM können die Resorption dieser Nährstoffe verbessern.
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Reizdarm und unspezifische Bauchbeschwerden
Durch Symbioselenkung wird die mukosale Reizschwelle gesenkt, was Symptome wie Blähungen oder Durchfall mildert.
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Infektanfälligkeit und Hautprobleme (z. B. Ekzeme)
Ein stabilisiertes Mikrobiom reguliert systemische Immunreaktionen, was zur Besserung der Hautbarriere führen kann.
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Nach antiparasitärer Therapie zur Regeneration
Chemische Antiparasitika schädigen oft auch nützliche Bakterien – EM helfen beim Wiederaufbau.
Integration in ein ganzheitliches Therapiekonzept
Eine Symbioselenkung mit Effektiven Mikroorganismen sollte nicht isoliert, sondern ganzheitlich erfolgen:
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Darmsanierung (mit EM´s, Huminsäure, Akazienfaser, Bitterstoffen)
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Mikronährstoffsubstitution (Zink, Vitamin A, B-Komplex, Magnesium, Calcium)
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Gezielte antiparasitäre Phytotherapie (z. B. Fermentierter Knoblauch, Papayablattpulver, Schwarznussschale, Kokosnussöl etc.)
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Langfristige Ernährungsumstellung (präbiotisch, ballaststoffreich)
Fazit
Die gezielte Symbioselenkung mit Effektiven Mikroorganismen bietet bei parasitärer Besiedlung eine sinnvolle, wissenschaftlich begründete Möglichkeit, das gestörte Darmmikrobiom wieder in Balance zu bringen. Durch ihre vielfältigen Wirkmechanismen – von der Unterstützung der Immunantwort über die Förderung der bakteriellen Vielfalt bis hin zur Reduktion toxischer Metabolite – leisten EM einen wichtigen Beitrag zur Regeneration des intestinalen Ökosystems.
Insbesondere bei chronischen oder rezidivierenden parasitären Belastungen lohnt sich der Einsatz von EM als begleitende Maßnahme im Rahmen eines individuell abgestimmten Therapieplans.